Weltgebetstag

Die Liturgie für den Weltgebetstag 2023 haben Frauen aus Taiwan unter dem Titel "Glaube bewegt" vorbereitet, einem Inselstaat in Ostasien rund 180 km vor der Südküste Chinas gelegen mit etwa 23,5 Mio. Einwohnerinnen und Einwohner.

Jahrtausende lang war die Insel, mit ihrem undurchdringlichen Dschungel, subtropischen Klima und 4000 Meter hohen Gebirge von außen nahezu unbehelligt. Die indigenen Stämme, die auf der Insel lebten, stammten von pazifischen Seefahrern ab und sind verwandt mit den Maori in Neuseeland. Heute macht die ursprüngliche Bevölkerung noch rund 2,4 Prozent aus.

Mit dem Kolonialismus gewannen im 16. Jahrhundert auch pazifische Handelsrouten an Bedeutung. Das Interesse an der günstig gelegenen Insel begann zu wachsen. 1624 landeten holländische Besatzer in Südtaiwan, 1626 spanische im Norden. Sie warben Siedlerinnen und Siedler aus China an, um das Land urbar zu machen. In den nächsten Jahrhunderten folgten Migrationswellen aus China. Die ersten christlichen Missionare erreichten Taiwan schon 1624. Heute gehören vier Prozent der Bevölkerung dem Christentum an.

1895 fiel Taiwan an Japan, nach dem Zweiten Weltkrieg an die Republik China. Ein Bürgerkrieg von 1945 bis 1949 zwang die chinesische Regierung zur Flucht nach Taiwan, während Maos Kommunisten auf dem Festland die Volksrepublik China ausriefen. In Taiwan trafen zwei Millionen chinesische Soldaten, Eliten, und Flüchtlinge auf rund acht Millionen japanisch erzogene Einheimische. Aus der Hoffnung auf eine gerechte Herrschaft der alten „Landesleute“ wurde schnell der Schrecken einer chinesischen Kriegsrechtsdiktatur. Reformen in den 90er Jahren ebneten schließlich den Weg zur Demokratie. Heute ist Taiwan die liberalste Demokratie Asiens, mit freien Wahlen, einer unabhängigen Justiz und einer pluralen, engagierten Zivilgesellschaft. Der Krieg, mit dem Peking seit jeher droht, ist bisher nie eingetreten. Er hätte katastrophale Folgen für jeden Bereich der globalen Wirtschaft. Denn Taiwan ist der führende Produzent von Halbleitern, also den Computerchips, die heute in allem verbaut werden, von Kühlschränken über Autos bis zu unseren Smartphones.

Zwei Nationalkomitees in Taiwan – eines orientiert nach Chinas Politik, das andere einer demokratischen Staatsform zugeneigt – haben sich erstmalig für diese Ordnung zusammengeschlossen und gemeinsam die Texte erarbeitet. Im Zentrum des Gottesdienstes stehen Verse aus dem Brief an die Gemeinde in Ephesus (Epheser 1,15-19). Glaube, friedliches Zusammenleben und Dankbarkeit spielen darin eine wichtige Rolle. Durch die Liturgie möchten die Frauen aus Taiwan ihre Erfahrungen im Glauben mit anderen teilen und Gottes wunderbare Taten durch ihre Geschichten bezeugen.

Freitag, 3. März 2023 - 19:00
Ingrid Tschank
Gemeindezentrum