Grundlagen des Evangelischen Glaubens

Reformatorische Prinzipien

Folgende Reformatorische Prinzipien, stellen seit Martin Luther die Grundlagen unseres Glaubens dar:

Allein die Heilige Schrift – ist unsere Richtschnur. Sie ist die höchste Autorität für Christinnen und Christen. Keine Überlieferung und kein Brauchtum sind ihr ebenbürtig.

Allein Christus – ist unser Fürsprecher mit dem Heiligen Geist und kann uns erlösen.

Allein aus Glauben – wird der Mensch gerechtfertigt vor Gott. Glaube ist ein Geschenk. Keine Gesetze bewirken den Glauben, sondern nur das Vertrauen in die Liebe Gottes.

Allein aus Gnade – wird ein Mensch selig. Es ist Gottes Gnade, die ihn freispricht von Schuld. Kein Mensch kann sich das Himmelreich durch fromme Werke verdienen oder erkaufen.

Zentrale Begriffe

Glaube - Das lebendige Wort Gottes bewirkt durch den Heiligen Geist den Glauben des Menschen. Die Evangelische Kirche behauptet nicht, die absolute Wahrheit zu besitzen, denn jeder Mensch ist fehlbar.

Kirche - Die Kirche ist Gemeinschaft der Gläubigen, in der das Wort Gottes verkündigt und die Sakramente der Bibel gemäß verwaltet werden; sie ist Schöpfung Gottes. Die Kirche ist zugleich sichtbar und verborgen; sichtbar begegnet sie in der versammelten Gemeinde und in der Institution Kirche. Die wahre Kirche ist unsichtbar und bleibt Gegenstand des Glaubens und der Hoffnung. Sie untersteht dem kritischen Maßstab des Evangeliums – Leib Christi und geschichtliche Kirche sind nicht identisch.

Amt – Neben der Verpflichtung aller Christen, das Evangelium in der Welt weiterzusagen („Priestertum aller Gläubigen“), gibt es ein von Christus gestiftetes Amt der Wortverkündigung und der Verwaltung der Sakramente. Die Amtsvollmacht wird durch die Ordination (= Berufung durch die Kirche) übertragen. Diese bedeutet öffentliche Beauftragung in der Bindung an Schrift und Bekenntnis, nicht aber eine Weihe. Ein Weihepriestertum ist unbiblisch und eine höhere Weihe als die Taufe gibt es nicht. Deshalb konnte Martin Luther sagen: „Alles, was aus der Taufe gekrochen ist, ist schon Priester, Bischof und Papst.“

Sakrament

Sakramentalen Charakter haben nur Taufe und Abendmahl, deren Einsetzung auf Jesus Christus zurückgeführt wird. Die Sakramente sind sichtbares Wort Gottes. Sie vermitteln nicht das Heil durch eine Handlung, sondern sie dienen demjenigen zum Heil, der diesen Worten glaubt: „Für dich gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden.“ Brot und Wein sind die sichtbaren Zeichen, Leib und Blut Christi die unsichtbaren Zeichen des Sakraments.

In manchen Gemeinden wird das Heilige Abendmahl zu hohen Festen wie Weihnachten, Karfreitag, Ostern, Pfingsten, Erntedank, Konfirmation u.a. Aber es kann auch regelmäßig im Sonntagsgottesdienst gefeiert werden, z.B. einmal im Monat.

In der Evangelischen Kirche sind alle Getauften, gleich welcher Konfession, zur Feier des Heiligen Abendmahls eingeladen, denn es ist unser Herr Jesus Christus, der an seinen Tisch einlädt. Er ruft auch die Kinder zu sich und darum dürfen auch Kinder das Brot (Hostie) und Traubensaft empfangen.

Beichte

Es gibt zwei Formen der Beichte: die Beichte im seelsorgerlichen Gespräch ist ein Gespräch „unter vier Augen“ und unterliegt der Schweigepflicht. Gerne nehmen sich die Pfarrerinnen und Pfarrer Zeit für ihre Anliegen, Lebensgeschichten und Probleme. Nehmen Sie einfach telefonisch Kontakt mit dem Pfarramt oder direkt mit dem Pfarrer/der Pfarrerin auf.

Neben dem persönlichen Gespräch ist für seelsorgerliche Anliegen auch rund um die Uhr die Telefonseelsorge unter der österreichischen Festnetznummer 142 erreichbar!

Allgemein üblich ist die Gemeinschaftsbeichte in einem Gottesdienst oder einer Andacht (vor allem im Advent und in der Passionszeit), verbunden mit dem Heiligen Abendmahl. Dabei wird ein Bußgebet gesprochen, jeder kann aber auch seine Anliegen in einer Gebetsstille vor Gott bringen. Das soll uns bewusst machen, dass wir fehlbare Menschen sind und der Vergebung bedürfen. Wer seine Schuld aufrichtig bereut, darf immer wieder auf die Vergebung hoffen, die der Pfarrer/die Pfarrerin im Namen Jesu Christi zuspricht (Lossprechung). Wir sind aber auch aufgerufen, einander zu vergeben. Die Beichte ist nicht verpflichtend, denn sie sollte ein Anliegen des Herzens sein.