Geschichte der Evangelischen Pfarrgemeinde Gols

GESCHICHTE DER EVANGELISCHEN KIRCHE IN GOLS

Die Anfänge

Erste Einflüsse der Reformation, die von Wittenberg ausging, waren in Gols um 1525 bemerkbar. Von 1550–1673 waren in Gols 17 Evang. Pfarrer tätig. Am 11.11.1673 mussten die Evangelischen die Kirche, die sie für ihre Gottesdienste verwendeten an die röm.-kath. Gläubigen zurück geben. Nach einem röm.-kath. Visitationsbericht gab es 1766 in Gols 1.443 evangelisch Gläubige und 302 röm.-kath. Gläubige. Von 1673 bis zum Toleranzpatent von 1781 feierten die Evangelischen in Gols ihren Gottesdienst in Scheunen und am Zeisl-Anger. Zweimal im Jahr pilgerten sie nach Pressburg (Bratislava) und Ödenburg (Sopron) zum Empfang des Hl. Abendmahls.

Gründung der Pfarrgemeinde 1781

Kurz nach dem Erlass des Toleranzpatents durch Josef II suchten auch die Evangelischen in Gols um die Genehmigung zur Gründung einer Pfarrgemeinde an. Sie wurde ihnen aufgrund der großen Zahl auch bald genehmigt. Am 12.6.1783 trat Pfarrer Johann Freysmuth seinen Dienst in Gols an und feierte mit den Evangelischen einen Gottesdienst in einer Scheune. Bereits am 21.8.1783 erfolgte die Grundsteinlegung für ein Bethaus und 11 Monate später, am 4. Juli 1784, fand die feierliche Einweihung statt. Der Baugrund wurde der Gemeinde zugewiesen und war laut Überlieferung „zwischen Scheunen“ und „Düngerstätten“ gelegen. Da das Bethaus gemäß dem Toleranzpatent nicht direkt an der Straße errichtet werden durfte, stand es in zweiter Reihe, hinter Bauernhäusern. Die Brandkatastrophe in der Nacht zum 24. Juli 1818, die einen Großteil der Häuser in Gols vernichtete, griff auch auf das Bethaus über und zog die Ausstattung in Mitleidenschaft. Sofort ging man dran, das Gebäude mit bescheidenen Mitteln wiederherzustellen.

Errichtung der Orgel 1851-1852

Die Orgel in der Evangelischen Kirche in Gols wurde vom Wiener Orgelbauer Franz Ullmann in den Jahren 1851-1852 erbaut. Sie zeigt eindrucksvoll das hohe handwerkliche und künstlerische Können der Wiener Orgelbauer in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie bauten auf der Tradition vieler Generationen auf und entwickelten ein Instrument, das den neuen Bedürfnissen der Liturgie aber auch dem solistischen Gebrauchs der Orgel vollkommen gerecht wurde und noch immer wird. Die Orgel hat 14 Register, ein Manual mit 54 Tasten/Töne und einen freistehenden Spieltisch. Das Orgelgehäuse ist einteilig und aus Holz. Die Einträge in der Orgel zeigen, dass immer wieder kleinere Reparaturen und Veränderungen vorgenommen wurden. Von den ursprünglich 750 Pfeifen des Instruments sind immerhin noch 626 original vorhanden und in einem relativ guten Zustand. Rund 100 Pfeifen wurden im Laufe der Zeit durch neuere ersetzt und 24 Pfeifen ersatzlos entnommen.

Generalsanierung der Orgel 2009-2011

Die Generalsanierung der Orgel wurde 2009-2011 durchgeführt und kostete rund € 73.000,00. Insgesamt wurden 105 neue Pfeifen eingesetzt. Restauriert wurden aber vor allem auch alle Metall- und Holzpfeifen, die Windlade und Windanlage, die Traktur, die Tasten und Fußpedale, die Registerschilder, der Spieltisches samt Notenpult und Orgelbank.

Wiedererrichtung und Vergrößerung der Kirche 1887-1888

Ein durchgreifender Umbau fand in den Jahren 1887/88 statt. Als Architekt konnte Ludwig Schöne (Wien) gewonnen werden. Einige Bauernhäuser, die den Zugang zu Straße versperrten, wurden abgerissen, um einen Turm anzubauen. Am 31.10.1887 erfolgte die Grundsteinlegung für den Turmbau, der am 11.11.1888 fertig gestellt war. Der Turm hat eine Höhe von 47 m. Gemäß den Vorgaben des Eisenacher Regulativs von 1861 wurde die Kirche im Gotischen Stil umgebaut und gleichzeitig um ein Joch nach Süden verlängert, da die Zahl der Gemeindeglieder im 19. Jahrhundert stark anstieg. Aus diesem Grund erhielt der Innenraum eine umlaufende, weit in den Raum ragende Holzempore auf Eisenstützen. Die Ausstattung wurde zu einem Kanzelalter zusammengefügt, vor dem man den Taufstein von 1888 in einem Speisegitter aufstellte. Schließlich erhielt die die Kirche zwei seitliche Portalvorbauten, die der Kirche eine Kreuzform gaben und das ursprüngliche Toleranzbethaus grundlegend veränderten.

Taufstein und Kanzel

Der Taufstein stammt aus 1818.Die Initialen „H. G.“ verweisen eine Golser Familie, die ihn gespendet hat. Die hölzerne Kanzel stammt aus der 2. Hälfte des 18. Jhdt. Der Überlieferung nach stammt sie aus einem aufgelassenen Kloster bei Ödenburg (Sopron) und wurde bei einer Versteigerung von Kircheneinrichtungen erworben.

Altarbild „Jesus mit den Jüngern vor Emmaus“

Das Altarbild stammt aus dem 19. Jhdt. und zeigt Jesus mit den Jüngern vor Emmaus, in dem Moment, als diese ihn bitten, den Abend mit ihnen zu verbringen. Die Inschrift darüber (Lukasevangelium 24, 29) verweist auf die Bitte der Jünger: „Herr bleibe bei uns, denn es will Abend werden“.

Ölgemälde „Die Anbetung der Heiligen Drei Könige“

Es stammt aus dem 16. Jhdt. Die Signatur, die wohl nicht original ist, verweist das Bild in das Jahr 1537. Es handelt sich um ein Werk der sogenannten Donauschule und wurde nach einem Kupferstich von Albrecht Dürer von 1511 gestaltet. Das Bild hängt heute über dem Taufstein. Die Kirche blieb im 2. Weltkrieg weitgehend unbeschädigt.

 

Renovierung der Kirche 1975-1976

Die Gestalt von 1888 bewahrte die Kirche bis zur nächsten umfassenden Renovierung in den Jahren 1975-1976. Man entschied sich, die umlaufende Empore zu entfernen, eine kleine Empore für die Orgel einzuziehen und die Bestandteile des Kanzelaltars getrennt aufzustellen. Die Kirche hat bis heute rund 500 Sitzplätze.

Bemerkenswert sind bis heute die Bleiglasfenster, die 1975 bei der burgenländischen Künstlerin Hannelore Knittler-Gesellmann (Mattersburg) in Auftrag gegeben wurden. Beim Betreten der Kirche sieht man linker Hand die Teilung von Licht und Finsternis. Ihr folgt die Erschaffung der Pflanzen- und Tierwelt sowie die Erschaffung Adams und Evas. Der Sündenfall und die Geburt Christi schließen diese Seite ab. Gegenüber ist die Taufe im Jordan zu sehen, gefolgt von der Bergpredigt, der Passion, dem ungläubigen Thomas und dem Pfingstwunder. Die Rosette über dem Altar zeigt in der Mitte den Kelch mit Weintrauben und Brot, umrahmt von einer Dornenkrone, die sich durch acht Kreise zieht.

 

EVANG.-LUTHERISCHES GEMEINDEZENTRUM GOLS

 

Bau des Gemeindezentrums 1990-1991

1990 entschied sich die Pfarrgemeinde Gols zum Bau eines Gemeindezentrums, um ausreichend Räumlichkeiten für die verschiedenen Aktivitäten zur Verfügung zu haben. Heute ist das Gemeindeleben ohne dieses Haus nicht mehr vorstellbar. Das Haus besteht aus:

  • 1 großen Raum mit 2 Nebenräumen (insgesamt für rund 400 Personen). Diese drei Räume sind mit einer mobilen Holzwand voneinander getrennt.
  • Großzügig gestalteten Eingangsbereich und Kinderkreisraum
  • einer Küche und Nebenräumen.
  • Im Keller sind Nebenräume, 1 kleiner Raum und 2 größer Räume vorhanden.
  • Die gesamte Nutzfläche beträgt 700 m2

Jeweils am 1. So im Monat findet ein Kirchenkaffee von 14.-17.00 Uhr statt.

Im Haus werden Bibelkreise, KonfirmandInnenunterricht, Adventbasar, Osterbasar und verschiedene kirchliche Veranstaltungen durchgeführt.

Nicht nur die eigenen Gruppen und Kreise benützen das Haus gerne, sondern auch verschiedene Vereine des Ortes finden hier einen Ort für Veranstaltungen.