Dr. Martin Luther-Platz

Dr. Martin Luther-Platz von Österreichischer Gesellschaft Landschaftsarchitektur ausgezeichnet!

Die österreichische Gesellschaft Landschaftsarchitektur (ÖGLA) hat unseren Dr. Martin Luther-Platz Gols in die Sammlung "next.land" aufgenommen und ihn damit ausgezeichnet. Anerkannt wurde dadurch die hohe Qualität in Konzeption, Gestaltung, Pflege und Weiterentwicklung.

 

Auszug aus dem Schreiben: Das Kuratorium von "next.land - Sammlung österreichischer Landschaftsarchitektur", hat in seiner Sitzung im Dezember 2016 die eingereichten Unterlagen hinsichtlich der Kriterien und der Intention der Sammlung "next.land" geprüft. Die KuratorInnen sind Claudia Moll (ETH Zürich, Landschaftsarchitektin und Gartenhistorikerin sowie Co-Präsidentin des BSLA), Brigitte Mang (Direktorin der Kulturstiftung Gartenreich Dessau-Wörlitz), Peter Zöch (Director Communications Bartenbach GmbH und Fachjournalist). Die ÖGLA freut sich, Ihnen mitzuteilen, dass das Projekt "Dr. Martin Luther-Platz Gols" in die Sammlung aufgenommen wurde.

 

Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung und danken Nina Kovacs-Böhm (Architektin, Weiden am See), die mit uns das Konzept entwickelt und es begleitet hat, Karl Hillebrand (Pflanzenexperte, Jois), der uns beraten und die Pflanzen ausgewählt hat wie auch Michéle Beck (Hortus Naturalis, Wien), die sich um die gärtnerische Durchführung gekümmert hat. Wir danken auch Hans Sloboda (Baumeister), der alle bautechnischen Bereiche betreut hat. Ebenso danken wir LR Helmut Bieler und der gesamten burgenländischen Landesregierung für die Gewährung einer EU-Subvention (EFRE) in der Höhe von € 300.000.

Ohne die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten, wäre dieses Projekt, vor allem in der kurzen Zeit von fünf Monaten, nicht möglich gewesen.

 

Konzept für die landschaftliche Gestaltung des Dr. Martin Luther Platzes Gols

Architektin DI Nina Kovacs-Böhm (Weiden am See):

Ausgangssituation: Der Kirchenplatz liegt in der geografischen Mitte der Marktgemeinde Gols an der für den Bezirk wichtigen, überregionalen Hauptdurchzugsstraße.

Verbindungsraum: Der Platz vor verbindet Kirche und Öffentlichkeit (Wirtschaft, Verkehr …) und ist zugleich ein Schnittpunkt von Vergangenheit und Gegenwart. Die Ursprüngliche Bebauung bestand aus der Kirche mit davor liegenden Bauernhäuser. Die Bauernhäuser wurden allmählich gekauft und für Errichtung des Pfarrhauses verwendet. An das alte Pfarrhaus erinnert jetzt eine Betonmauer mit Sitzgelegenheiten. Auf dem Platz des jetzigen Pfarrhauses (erbaut 1963) und der sich anschließenden freien Fläche stand früher die evangelische Schule (die "große Schule", 5-8 Klasse). An die Schule wird einerseits mit Bodenumrissen erinnernt, andererseits mit einer Wandvertäfelung an der Pfarrhausmauer, die in Form einer Schultafel gestaltet ist. Drei Steinbänke, die wie Schulbänke hintereinander stehen, erinnern ebenfalls an die ehemalige Schule.

Transparenz: Der Bereich vor der Kirche ist offen gestaltet und schafft Durchlässigkeit zwischen Kirche, Pfarrhaus und Öffentlichkeit: Die „Zugänglichkeit“ zur Kirche wird erleichtert, in dem die absperrend wirkenden Mauereinfassungen teilweise entfernt wurden. Der Platz kann dadurch besser für Veranstaltungen und Begegnungen genutzt werden.

Bepflanzungskonzept: Die Entwurfsidee ist, ein wogenden Meeres aus Gräsern und Blüten als Empfang für die Besucherinnen und Besuchern der Kirche zu schaffen.​ Splittbeete mit Gräsern und saisonalen Zwiebelblühern weisen auf die Pannonische Heide hin. Der Splitt ist begehbar und pflegeleicht. Vom Wind bewegtes, maximal hüfthohes Gras mit Farbakzenten schafft eine Atmosphäre der Beruhigung. Die Gräser sind auch im Winter attraktiv. Die Rasenflächen können als Erweiterung der befestigten Flächen temporär genutzt werden, sind aber auch Spiel- und Bewegungsfläche.

Pflanzenexperte DDipl.-Ing. Karl Hillebrand (Jois):

Konzept für die Bepflanzung: Ausgangspunkt für die Bepflanzung ist die Iidee, ein wogenden Meeres aus Gräsern und Blüten zu schaffen, das die Besucherinnen und Besuchern der Kirche empfängt (Ideenentwicklung: Architektin DI Nina Kovacs und Pflanzenexperte DDipl.-Ing. Karl Hillebrand). Aus dem Alltag der Straße taucht man in eine dufttende, blühende Oase, die einen kleinen Vorgeschmack auf das Paradies geben kann – bekanntlich ja auch ein Garten. Die zarten Farben der Pflanzen orientieren sich an den hellen Farben des Sonnenlichts und harmonieren mit der Kirche als Höhepunkt des Platzes.

Kiesbeete mit Staudenmischungen: Mit dem innovativen Konzept von Kiesbeeten mit Staudenmischpflanzungen, das Karl Hillebrand auch an der BOKU Wien und der Donau-Universität Krems unterrichtet, wird eine pflegeleichte Pflanzengemeinschaft geschaffen. Mit dem richtigen Pflegemanagement, bei dem uns die Firma Hortus Naturalis (Michèle Beck) unterstützt, können sich die Beete dann über viele Jahre dynamisch entwickeln.

Pannonischer Raum: Viele der verwendeten Blumen findet man bei uns im pannonischen Raum als Wildpflanzen an trockenen Standorten oder man kennt sie aus den Hausgärten.

Innovative und nachhaltige Freiraumgestaltung Die mehrjährigen Blumen und Zwiebelpflanzen formen das ganze Jahr über immer neue attraktive Aspekte und bieten vielen nützlichen Insekten Nahrung. Bei der ökologischen Pflege wird daher auch gänzlich auf Pestizide verzichtet, nach dem Anwachsen der Pflanzen muss auch nicht mehr intensiv bewässert werden, sodass der Dr. Martin Luther-Platz Gols ein wunderbares Vorbild für eine innovative und nachhaltige Freiraumgestaltung in ländlichen Gemeinden werden kann.

Frühling: Der Blütenreigen beginnt schon im Frühling mit Krokussen, Narzissen, Himmelschlüsseln und Adonisröschen.

Sommer: Im Sommer kommen beispielsweise Schwertlilien, Salbei, Schafgarben und Sonnenhüte dazu.

Herbst: Im Herbst verabschieden Gräser, Fackellilien, Prachtkerzen und duftende Bergminzen das Gartenjahr.

Winter: Im Winter verwandeln dann Schnee und Raureif die Gräser und Fruchtstände in eine "mystische Wunderwelt". Das ist ein ganz besonderes Erlebnis für alle, die gerne innehalten und die Schönheiten der Natur näher betrachten möchten, die dem ersten Blick oft verborgenen bleiben. Daher werden die Pflanzen auch erst im späten Winter (Jänner/Februar) zurückgeschnitten, also kurz bevor die Frühlingsblumen beginnen austreiben. So können auch unsere tierischen Nützlinge gut über die kalte Jahreszeit kommen.

Nun haben wir vor der Kirche tatsächlich einen Platz der Begegnung für alle Lebewesen geschaffen, für Menschen, Tiere und Pflanzen – frei nach dem Motto: Bei Gott ist Platz für uns alle!